Kleinprojekte in der Region Wolyn

Jedes Jahr veranstalten die Kyjiwer Gespräche einen Kleinprojektewettbewerb in ukrainischen Gemeinden, die durch unsere lokalen Partner koordiniert werden. Gefördert werden Projekte und Initiativen, die zu den Kernthemen der Kyjiwer Gespräche 2023 arbeiten: Unterstützung der sozialen Integration von Binnengeflüchteten und Unterstützung von geflohenen zivilgesellschaftlichen Organisationen.

In der Region Wolyn haben unsere Partner vom Volyn Institute of Law Projekte den vier Gemeinden Holoby, Wyschniwska, Boratynska sowie Lutsk ausgewählt.

Lesen Sie hier mehr über die Gewinnerprojekte

► Gemeinsame Sache machen. Wie eine Bäckerei in Holoby Menschen zusammenbringt

Die Integration von Binnenvertriebenen in neue Gemeinschaften ist ein sozialer Prozess, aber in der Gemeinde Holoby hat man es geschafft – so wundersam, wie es klingen mag – , ihn noch sozialer zu gestalten. Um die Menschen zusammenzubringen, wurde eine Bäckerei gegründet. Die NGO “Family Cultural Center” startete das Projekt “Traditionen vereinigen”. Ausstattung wurde eingekauft und so begann der Zauber der Vereinigung.

Es ist wichtig, dass der Fokus der Aktivist*innen nicht nur auf den Binnenvertriebenen liegt, denn dies soll ein beidseitiger Prozess werden. Daher werden sowohl Binnenvertriebene als auch einheimische Gemeindeeinwohner*innen in alle Aktivitäten einbezogen. Gemeinsam, Schulter an Schulter, haben sie Brot gebacken, etwas Neues über Traditionen gelernt, sich gegenseitig geholfen und Spaß gehabt, denn es war auf jeden Fall lustig. Aber eins nach dem anderen.

Im Juni bewarb sich die NGO “Family Cultural Center” beim Kleinprojektewettbewerb, der in der Region Wolyn vom “Volyn Institute of Law” mit der Unterstützung der Kyjiwer Gespräche durchgeführt wurde. Dort wurde sie zu einem der vier Gewinner gekrönt. Nachdem sie grünes Licht erhalten hatten, begannen die Teammitglieder am Projekt zu arbeiten. In drei Monaten haben sie drei kulinarische Workshops durchgeführt sowie einen Event auf die Beine gestellt, der den Teilnehmer*innen die Traditionen der Region vorstellte. Das Gelernte wurde im Abschluss mit einer Abschlussfeier zusammengefasst, an der etwa 50 Gäste teilnahmen.

Der wohl größte Teil des gesamten Projekts waren die Workshops. Sie fanden im Familienkulturzentrum in Holoby statt, wo auch die Bäckerei eingerichtet wurde. Da bei jedem Workshop eine große Menge an Backwaren hergestellt wurde, beschlossen die Veranstalter*innen, dem Projekt eine weitere soziale Komponente hinzuzufügen und entschlossen sich, den Großteil der fertigen Produkte an Binnenvertriebene und ältere Menschen zu verteilen, die in der Gemeinde leben und finanzielle Unterstützung benötigen.

Die Veranstalter*innen betonen, dass ein wichtiger Teil des Projekts eben darin bestand, dass die Teilnehmer*innen nicht nur lernten, ungesäuertes Brot, Kekse oder Pizza zu backen, sondern auch einander kennenlernten, Gemeinsamkeiten fanden und Hemmschwellen abbauten, die manchmal zwischen Binnenvertriebenen und Einheimischen besteht.

"Mir gefällt die Idee solcher Veranstaltungen. Es kommen Menschen hierher, die offen für etwas Neues sind. In der heutigen Zeit bleiben viele Menschen verschlossen in ihrem Schneckenhaus. Hier bekommen sie neue Fähigkeiten und Kontakte. Wir haben lecker gegessen, geplaudert, sind spazieren gegangen, und die Stimmung hat sich verbessert. Es lohnt sich, solche Veranstaltungen zu machen, um Menschen für eine gemeinsame Sache zu begeistern. So entsteht Gemeinschaft", sagt die Köchin Iryna Tokartschuk, die Workshops im Backen von ungesäuertem Brot durchführte.

Traditionen sind ein Merkmal der Gemeinsamkeit, sagt Projektleiterin Julia Frantschuk: "Zuerst dachten wir an Konditorei-Workshops. Aber letztendlich waren wir uns einig, dass wir die Traditionen wiederherstellen müssen, weil danach gerade jetzt eine große Nachfrage besteht. Wir beschlossen, dass hefefreies Brot genau das ist, was wir brauchen. Außerdem geht es auch um Umweltfreundlichkeit und gesunde Ernährung".

Und das Thema scheint tatsächlich eine gute Wahl gewesen zu sein, denn eine ganze Menge Leute wollten mitmachen.

"Wir haben vor, solche Workshops fortzusetzen, da es eine Nachfrage sowohl unter den Gemeindemitgliedern als auch unter Binnenvertriebenen gibt. Wir brauchen nicht einmal Werbung zu machen, um die richtigen Teilnehmerzahlen zu erreichen, denn jedes Mal kommen 15-16 Personen", erklärt Julia Frantschuk.

Das Projekt ist jetzt beendet, aber, so fügt sie hinzu, die Bäckerei würde weitergeführt, da sie schließlich zu einem kleinen Gemeinschaftszentrum geworden ist. Die meisten Produkte sollen weiterhin an Bedürftige verteilt werden, aber es wird auch über einen Verkauf nachgedacht, um den Betrieb der Bäckerei aufrechtzuerhalten, d.h. Betriebskosten zu bezahlen und Rohware einzukaufen.

► Zusammenfinden durch Traditionen und Kultur: Die Erfahrung der Wyschniwska Gemeinde

Kulturelle Stereotypen, Unterschiede in lokalen Traditionen, die Frage der Sprache. Dies sind nur noch wenige von vielen Schwierigkeiten, mit denen Binnenvertriebene in ihren Zufluchtsorten konfrontiert sind. Ihre Überwindung ist ein komplexer Prozess, der Anstrengungen und gegenseitige Hilfe erfordert. Im Sommer unterstützte das “Volyn Institute of Law” die Initiative der NGO "Our Folk Community" (“Наша файна громада”), deren Ziel es ist, den neuen Bewohner*innen der Wyschniwska Gemeinde zu helfen.

"Das Ziel unseres Projekts ist es, diese kulturellen Barrieren, die kulturellen Unterschiede zwischen den Einheimischen der Gemeinde und den Binnenvertriebenen zu überwinden. Aufgrund des Krieges kamen viele Binnenvertriebene in unsere Gemeinde, jede Person mit ihrer eigenen Geschichte, ihren eigenen Erfahrungen, Ängsten und Sorgen", so Projektleiterin Natalia Rjapytsch.

Sie erzählt, dass im Rahmen des Projekts schon sieben Veranstaltungen stattgefunden haben. Und es ist wichtig, dass nicht nur Binnenvertriebene, sondern auch Einheimische daran teilgenommen haben. So konnten neue Bekanntschaften geschlossen und eine gewisse Angst voreinander überwunden werden, denn diese Angst bestand auf beiden Seiten. Ein weiterer Vorteil war, dass gezielt verschiedene Veranstaltungsorte genutzt wurden. Dadurch wurden nicht nur mehr Menschen angelockt, sie konnten auch die Ortschaften besser kennenlernen. Denn weder Binnenvertriebene noch Einheimische besuchen oft andere Dörfer in der Wyschniwska Gemeinde, und die Veranstalter*innen sind überzeugt, dass es dort viel zu sehen gibt.

"Im Dorf Zamlynnia haben wir Teppiche gewoben. Es ist so ein schöner Ort. Es war wie eine Art Kunsttherapie in Form des Teppichwebens. So schön, sinnlich und warm war es. Die Emotionen der Teilnehmer*innen waren unglaublich. Als sie wegfuhren, weinten sie und erzählten, wie sie hier ihren Frieden gefunden haben, wie gut es ihnen dort ging”, erinnert sich die Veranstalterin.

Außer Teppichweben gab es auch Korbflechterei, einen Kochworkshop, psychologisches Training und eine Fotoausstellung mit Geschichten von Binnenvertriebenen: "Während des Projekts haben wir die Geschichten der Binnenvertriebenen gesammelt. Wir haben sie über ihr früheres Leben befragt, wie sie vor dem Krieg geflüchtet sind, wie sie in die Wyschniwska Gemeinde gekommen sind und ob sie vorhaben zu bleiben. Mit Hilfe von Plakaten mit Fotos haben wir neun Geschichten erzählt. Sie sind alle unterschiedlich und schmerzhaft, denn jede*r von ihnen hat sein/ihr Zuhause verloren, jede*r von ihnen wurde von seinen/ihren Familien, von seinen/ihren Liebsten getrennt, einige haben jemanden verloren, einige wurden körperlich missbraucht, und einige wurden verletzt. Wir haben geweint, als wir diese Interviews durchführten."

Das Wichtigste ist, so die Veranstalter*innen, dass das Projekt ihnen geholfen hat, ihr Ziel zu erreichen: "Wir haben die Rückmeldungen der Teilnehmer:innen analysiert, und 71% der Befragten waren der Meinung, diese Veranstaltungen hätten ihnen geholfen, ihre Ängste zu überwinden und Gleichgesinnte zu finden. Wir glauben, dass dies ein gutes Ergebnis ist. Solche Projekte sollten nicht nur in einer Gemeinde, sondern in der gesamten Region Wolyn durchgeführt werden."

Jede der Veranstaltungen half den Menschen, eine gemeinsame Basis zu finden und die ursprüngliche Scheu voreinander abzubauen. Sie konnten über sich selbst erzählen und darüber sprechen, was ihnen auf der Seele lag. So haben manche ein neues Hobby gefunden, manche neue Freunde, und manche sogar eine neue Gemeinde.

► Wege zur Integration: Stärkung der Rolle von Binnenvertriebenen in der Geschäftswelt der Region Wolyn in der Gemeinde Boratynska

Wenn man über die soziale Integration von Binnenvertriebenen in neue Gemeinschaften spricht, fällt einem oft das Gleichnis vom Fisch und der Angel ein. Sozialleistungen können kein Allheilmittel mehr sein. Anstatt Menschen Fisch (Nahrung, Kleidung, Geld) zu geben, müssen wir nach einer Angel für sie suchen (Arbeitsplätze, Werkzeuge zur Gründung eigener Unternehmen, Förderung kultureller und sozialer Integration usw.).

In der Boratynska Gemeinde bei Lutsk leben derzeit etwa 600 Binnenvertriebene. Das sind knapp 10 % der Gesamtbevölkerung. Für die Gemeinde stellt dies ein riesiges Potenzial dar, das nicht nur Arbeitnehmer*innen, sondern auch neue Unternehmen, interessante Ideen, neue Perspektiven und andere Erfahrungen mit sich bringen kann. Aber es gibt ein Problem – es fehlt an “Angeln”.

Die NGO “Agency for International Cooperation” nahm diese Herausforderung an und haben mit ihrer Idee den Kleinprojektewettbewerb vom “Volyn Institute of Law” gewonnen.

"Neulich habe ich Veranstaltungen mit Binnenvertriebenen besucht und für mich selbst Probleme mit deren Beschäftigung und Adaption skizziert. Gleichzeitig habe ich auch oft von Unternehmen gehört, dass sie immer auf der Suche nach neuen Mitarbeiter*innen sind. Ich habe verstanden, dass es eine Lücke gibt und dass sie irgendwie geschlossen werden muss", sagt Inna Wojlo, Leiterin der “Agency for International Cooperation”.

So entstand die Idee für das Projekt "Wege zur Integration: Stärkung der Rolle von Binnenvertriebenen in der Geschäftswelt der Region Wolyn". Der Name des Projekts betont schon die Hauptaufgaben, die sich die Initiator*innen gestellt haben. Die wichtigste Aufgabe war die Schaffung eines Instruments für eine leichtere Kommunikation zwischen Unternehmen/Arbeitgebern, Binnenvertriebenen und den Behörden. Die Entwicklung einer Plattform für eine bessere Kommunikation zwischen diesen Gruppen steht genau für diese "Angel".

Diese neue Plattform besteht aus mehreren Elementen. Im Laufe einiger Monate wurde eine Datenbank mit Berufen, Positionen, Waren und Dienstleistungen aufgebaut, die von Binnenvertriebenen in der Gemeinde angeboten werden. Ein weiterer wichtiger Bestandteil war die Aufbereitung von Informationen über die Bedürfnisse und Wünsche von Binnenvertriebenen und Unternehmen, um Berührungspunkte zu finden. Schließlich wurde auf der Grundlage der gesammelten Informationen ein Online-Portfolio derjenigen erstellt, die sich bereit erklärten, an dem Projekt teilzunehmen.

"Wir haben das Formular für die Datenbank so aufbereitet, dass sich Interessierte besser präsentieren können. Dies ist eine Kommunikationsmöglichkeit für Arbeitskräfte und unser potenzielles Publikum, für Veranstaltungen zu werben und für eine gezielte Kontaktaufnahme. Wenn Interessierte das Formular ausgefüllt haben, zeigt es bereits, dass sie mehr oder weniger aktiv, kontaktfreudig und bereit sind, an Projekten teilzunehmen", erklärt die Autorin des Projekts.

Doch es ist nicht nur ein Projekt, das eine lokale Rekrutierungsplattform schafft, denn ein wichtiger Bestandteil (von vielen) ist die Kommunikation. Networking-Treffen mit Binnenvertriebenen, Behörden und Einheimischen haben geholfen, niedrigschwellig in Kontakt zu treten.

"Es war uns äußerst wichtig, diese Gruppen einander näher zu bringen, da ein gemeinsamer Dialog Verständnis und gemeinsame Entwicklung fördert. Während der Vernetzung haben wir aktiv daran gearbeitet, Binnenvertriebene in die Unternehmenswelt der Gemeinde zu integrieren. Neue Möglichkeiten zum Aufbau von Kontakten und Partnerschaften ist ein Schlüsselfaktor für die Entwicklung der Gemeinschaft. Wir haben besonders darauf geachtet, Barrieren und Stigmata zu überwinden und Teilnehmer*innen in ihrem Selbstvertrauen zu stärken", sagt Inna Wojlo.

Solch eine Stärkung für das Selbstvertrauen war das Kommunikationstraining. Kommunikationskompetenzen, die Fähigkeit, von sich selbst zu erzählen, und die Überwindung von Kommunikationsbarrieren sind nicht nur wichtig, um einen Job zu bekommen, sondern auch, um soziale Kontakte zu knüpfen, die für den Integrationsprozess wichtig sind.

"Im Laufe des Projekts haben die Unternehmen erkannt, dass Binnenvertriebene eine Ressource und ein Potenzial sind. Daher hat sich der Dorfrat erneut mit einigen Themen befasst und das in der weiteren strategischen Planung in Betracht gezogen. Und wir können schon die ersten Erfolge melden. Dank dieser Zusammenarbeit hat ein Binnenvertriebener bereits einen Arbeitsplatz gefunden", so die Leiterin der Agency for International Cooperation.

​​Neben der Beschäftigung und der Selbstentfaltung ist jedoch auch die Integrationskomponente wichtig. Das Projekt umfasste zahlreiche Aktivitäten, die kulturelle und soziale Integration fördern. Wichtig ist, dass nicht nur Binnenvertriebene, sondern auch ständige Einwohner*innen der Gemeinde in diese Integration einbezogen wurden. Es handelt sich ja um einen wechselseitigen Prozess, bei dem es gilt, die auf beiden Seiten bestehenden Barrieren zu überwinden. Zu diesem Zweck organisierten die Projektinitiator*innen einen Retreat in das Freilichtmuseum im Dorf Hirka Polonka.

"Wir haben uns mit der Geschichte der Kosaken und der OUN-UPA beschäftigt, die wenig bekannt ist, vor allem unter den Zugezogenen aus östlichen Regionen. Und es war tatsächlich ein Erfolg. Danach gab es ein gemeinsames Picknick. Die Menschen haben sich geöffnet und miteinander gesprochen", erinnert sich Inna Wojlo.

► Resilienz in einer neuen Gemeinde. In Lutsk hilft man Binnenvertriebenen bei der Integration durch Weiterbildung

“Pay It Forward" ist ein Film aus dem Jahr 2000 über einen Jungen, der einen Weg gefunden hat, die Welt zu verändern. Er tut drei anderen etwas Gutes, und jeder von ihnen hilft seiner- oder ihrerseits drei weiteren Personen weiter. Dieses Prinzip der Wirksamkeit kann auch für den öffentlichen Sektor nützlich sein.

Diese Methode wurde teilweise von den Gewinner*innen des vom “Volyn Institute of Law” veranstalteten Kleinprojektewettbewerbs übernommen. Die NGO “IPID” realisiert ein Projekt zur emotionalen Resilienz für Binnenvertriebene und ständige Einwohner*innen der Gemeinde Lutsk. Anstatt viele verschiedene Veranstaltungen abzuhalten, beschloss das Team, sich nur auf aktive Vertreter*innen zu konzentrieren und sie auszubilden.

"Wir bildeten 12 Mentor*innen aus und planten, dass sie jeweils 15 Personen aus ihrer Gemeinde einbeziehen, und organisierten Veranstaltungen für sie. Es stellte sich heraus, dass sie sogar noch mehr Leute als geplant begeistern konnten. Zum Schluss haben insgesamt 209 Teilnehmer*innen an dem Projekt teilgenommen", erzählt Kateryna Bilochwist, Initiatorin des Projekts.

Die NGO “IPID” beschäftigt sich mit Bildungsprojekten, die spielerische Technologien und Lösungen nutzen. Kürzlich haben sie das Kartenspiel "Emotionsvoll" entwickelt, das nach Angaben der Autor:innen dazu beiträgt, die emotionale Kompetenz der Teilnehmer:innen zu steigern.

"Dieses Spiel hilft dabei, ein besseres Verständnis für die eigenen Gefühle zu entwickeln, sowie die Fähigkeit, sie auszudrücken, zu benennen und sich zu äußern. Seit dem Beginn der groß angelegten Invasion haben wir angefangen, mit verschiedenen Gruppen und vor allem mit Binnenvertriebenen zu arbeiten. Wir sahen die Herausforderungen und Schwierigkeiten, die die Menschen hatten. Wir dachten es sei interessant, dieses Instrument einzusetzen", erklärt Kateryna.

In Kriegszeiten ist die emotionale Belastbarkeit sehr wichtig und die Arbeit daran, wie die Projektergebnisse zeigen, sehr nützlich. Eine Umfrage nach den Spieleabenden ergab, dass es den Teilnehmer*innen um 16% leichter fiel, über ihre Gefühle zu sprechen. Ein weiterer wichtiger Faktor ist, dass das Projekt eine langfristige Wirkung hat. Denn die Teilnehmer*innen behalten das erworbene Wissen, sowie die Materialien aus den Online-Kursen und die Präsentationen aus den Schulungen, so dass sie das Kartendeck selber nutzen und weiterhin solche Spiele in ihren Gemeinden durchführen können.

"Es gibt zum Beispiel eine Geschichte über eine Teilnehmerin, die in einem Theaterstudio und in einer Bibliothek arbeitet. Dort organisiert sie verschiedene Aktivitäten, bei denen sie mit Jugendlichen Theaterstücke aufführt und Figuren analysiert. Jetzt haben sie angefangen, die Spielkarten zu benutzen, um zu verstehen, welche Emotionen diese oder jene Figur fühlt. Früher war es schwierig, aber jetzt haben sie ein Arsenal von 85 Karten, die sie auslegen und die Figuren und ihre Gefühle analysieren", fügt die Projektautorin hinzu.

Sie berichtet auch, dass es einige unerwartete Ergebnisse gab: "Nach dem Facilitator-Training hat eine Teilnehmerin herausgefunden, dass sie sich für Coaching interessiert und hat daraufhin ein entsprechendes Studium angefangen. Oder zwei geflüchtete Mädchen, die nach unserer Schulung ein Interesse für Psychologie entwickelt haben und einen Masterstudiengang in diesem Bereich begonnen haben".

Insgesamt umfasste das Projekt mehrere Trainings: zu Facilitation, emotionaler Kompetenz, finanzieller Selbstständigkeit und einen Spiele-Workshop zu Emotionen.

Um Micro-Credentials im emotionalen Mentoring zu erhalten, spielten die Teilnehmer*innen das Spiel zuerst selbst. Auf diese Weise konnten sie spüren, wie es ist, Spieler*in zu sein, und beobachten, wie man eine solche Veranstaltung durchführt: "Es war sehr intensiv – das Projekt war zeitlich nicht allzu lang, wir trafen uns fast jede Woche. Und danach hatten die Teilnehmer*innen etwa 2,5-3 Wochen Zeit, um diese Spiele in ihren Gemeinden anzubieten. Deshalb sahen wir sie so oft, und dadurch wurden die Teilnehmer*innen zu sehr guten Freunden."

 

Alle Artikel entstanden im Rahmen des Projekts Kyjiwer Gespräche: Aufbau von Sozialkapital in ukrainischen Regionen für reformorientierte Bürgerinitiativen, das vom “Europäischen Austausch” (Berlin) in Zusammenarbeit mit der “International Renaissance Foundation” (Kyjiw) in Partnerschaft mit regionalen NGOs und mit finanzieller Unterstützung durch das Auswärtige Amt durchgeführt wird.

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