Online-Diskussion: Bringt die Pandemie die Ukraine und die EU auseinander?
Ein Jahr Pandemie hat uns gezeigt, dass sich das Virus nicht nur auf Individuen auswirkt, sondern auch auf Gesellschaften, Regierungen und internationale Beziehungen. Während die EU um die Lösungen in der Corona-Krise ringt, gerät die Nachbarschaftspolitik immer mehr in den Hintergrund. Welche Strategien können helfen, die Annäherung zwischen der Ukraine und der EU weiterhin zu unterstützen und zu den Errungenschaften wie dem visumfreien Reisen zurückzukommen?
Wie lassen sich die neuen Ungleichheiten vermeiden, die wegen der unterschiedlichen Impfpolitik entstehen? Bei unserer Online-Veranstaltung diskutierten zu diesem Thema:
Omid Nouripour, MdB, Bündnis 90/Die Grünen, Vorsitzender der Deutsch-Ukrainischen Parlamentariergruppe
Ivanna Klympush-Tsintsadze, Abgeordnete bei der Werchowna Rada, Partei Europäische Solidarität, Vorsitzende des Ausschusses für die Integration der Ukraine in die EU
Victoria Tymoshevska, Programmdirektorin Public Health, International Renaissance Foundation, Kyjiw
Miriam Kosmehl, Senior Expertin für Osteuropa und Europäische Nachbarschaft bei der Bertelsmann Stiftung, hat moderiert.
Tymoshevska betonte in ihrem Input, dass die Corona-Situation in der Ukraine angespannt bleibt. Zu den negativen Entwicklungen gehöre nicht nur der Anstieg von Neuinfektionen, sondern auch die unzureichend organisierte Impfkampagne. Die Expertin nannte die verspäteten Verhandlungen zu den Lieferungen von Impfstoffen als einen der Gründe, warum der Prozess nur langsam vorankommt. Dazu komme die Desinformation, unter anderem seitens Russlands, die viele davon abhält, sich impfen zu lassen.
"Leider müssen wir feststellen, dass gerade bei den Risikogruppen die Impfkampagne ihr Ziel verfehlt," sagte Tymoshevska. Omid Nouripour äußerte die Meinung, dass die Pandemie internationale Lösungen brauche. "Wir sollten der Ukraine nicht nur deshalb helfen, weil wir freundschaftliche Beziehungen mit diesem Land haben, sondern vor allem für uns selbst," sagte Nouripour. Der Kampf mit der Pandemie könne nur gewonnen werden, wenn er überall Fortschritte zeige, nicht nur in der EU.
Ivanna Klympush-Tsintsadze plädierte für einen intensiveren Dialog zwischen der Ukraine und der EU, um bessere Antworten auf die aktuellen Fragen zu finden. "Wir sind der Initiative COVAX, über die wir Impfstoffe bekommen haben, sehr dankbar, weil so zumindest ein Teil des Bedarfs abgedeckt werden konnte. Aber es gibt noch sehr viel mehr Potenzial für Unterstützung," betonte Klympush-Tsintsadze. Die Ukraine sollte mehr in die globalen Prozesse eingebunden werden.
Die Diskussion fand auf Englisch statt.